7.4 Pradolina Wroclawska

Das Odertal in dieser Mesoregion ist sowohl aus geomorphologischer Sicht, als auch aus Sicht der anthropogenen Landschaftsveränderung sowie der Landnutzung stark differenziert. Deshalb wurde diese Mesoregion in zwei Abschnitte unterteilt:

Die Mesoregion liegt in den Gebieten der Wojewodschaften Opolskie und Dolnoslaskie.

7.4.1 Krapkowice bis Ma³a Panew-Mündung (Karten: B1, B4, B 7, C10-13)

Die Länge des Flussabschnitts beträgt ca. 34 km. Die Breite des natürlichen Überflutungsraumes reicht von 1 bis 3 km. Am Beginn des Abschnitts (im Stadtgebiet von Krapkowice) hat der Fluss Durchbruchcharakter. Das Flussbett der Oder ist durchgehend ausgebaut. Eine natürliche flussmorphologische Dynamik existiert auch hier nicht mehr. Es gibt fünf Wehranlagen auf dieser Strecke. Die westlich liegenden Auen sind mit Ausnahme eines 2 km langen Abschnittes durchgehend flussnah eingedeicht. Die Fläche der rezenten Aue erreicht nur gut 1/3 des natürlichen Überflutungsraums. Im Gebiet besteht ein Hochwasserpolder, ein weiterer ist geplant. Im städtischen Bereich von Opole (km 150) ist der natürliche Überflutungsraum sehr stark überbaut. Die Altaue ist landwirtschaftlich intensiv genutzt.

Die Reste von durchgestochenen Mäandern sind völlig verlandet (reliktäre Altwasser) und außerhalb von Ackerflächen mit Nass- und Feuchtwiesen (10) sowie Röhrichten (07) besiedelt. Im südlichen Teil befindet sich in der schmalen rezenten Aue ein Mosaik von Weichholz (01)- bis Hartholzauenwäldern (02) der Assoziationen Salici-Populetum, Ficario-Ulmetum und Galio-Carpinetum mit einem Vorkommen von Schneeglöckchen und Hohlem Lerchensporn. In Altwassern des südlichen Teils wächst die Wasserfeder.

Aus ichthyologischer Sicht ist der Abschnitt gestört, es kommt nur der Aland vor.

Hier lebende Indikator-Vogelarten - Uferschwalbe, Flussregenpfeifer und Rotschenkel - brüten nur an sekundären Standorten.

7.4.2 Ma³a Panew-Mündung bis Kaczawa-Mündung (Karten: B 1-2, B4-5, B7-8, C13-22)

Die Länge des Flussabschnitts beträgt ca. 157 km. Die Breite des natürlichen Überflutungsraumes beträgt 3 bis 6 km und erweitert sich auf mehr als 6 km in den weitesten Bereichen des Urstromtales. Im Bereich von Wroc³aw teilt sich der Strom in mehrere Arme. Die Oder ist hier durch 19 Wehranlagen fast lückenlos aufgestaut. Alle Anlagen sind für Fische unüberwindbar. Die natürliche Dynamik ging hier durch den Ausbau mit Staustufen weitgehend verloren. Deiche durchziehen die gesamte Strecke. Die Fläche der rezenten Aue entspricht fast genau einem Viertel der Fläche des natürlichen Überflutungsraums. Im natürlichen Überflutungsraum wurden 8 Hochwasserrückhaltebecken (Polder) eingerichtet, weitere drei werden in zwei unterschiedlichen Ausbauvarianten geplant. Stromabwärts der letzten Staustufe Brzeg Dolny beginnt die fast 500 km lange freifließende Oderstrecke (bis zur Mündung). Die ersten 50 Flusskilometer sind durch aktive Sohlenerosion mit absinkenden Wasserspiegeln gekennzeichnet. Mehrere Mäander wurden in der Vergangenheit durchstochen und bilden heute Altwasser in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, teilweise auch Altarme.

Ein Teil des natürlichen Überflutungsraumes gehört zum Landschaftsschutzpark (PK Stobrawa), zwei weitere Landschaftsschutzparke (PK Dolina Odry I und II) sind geplant. Praktisch die gesamte Breite des natürlichen Überflutungsraumes ist im städtischen Bereich von Wroc³aw auf einer Länge von ca. 15 km bebaut. Das Flusstal ist aufgrund der guten Böden landwirtschaftlich genutzt, größere Ackerflächen befinden sich auch innerhalb der Polder.

Größere Hartholzauenwälder (02) sind erhalten am rechten Ufer in der Umgebung von O³awa (km 215). Stromabwärts von Rzeczyca (km 300) wachsen auf beiden Seiten der Oder typische Hartholzauenwälder sowie auch Übergangsformen zu mesophilen Laubwäldern (03). Diese Wälder sind durch reiche Vorkommen von Schneeglöckchen und Hohlem Lerchensporn gekennzeichnet. Südlich von Brzeg Dolny (km 285) am Rand des natürlichen Überflutungsraumes befindet sich ein ausgedehnter Bruchwald (06). Die Auenwaldstandorte gegenüber der Mündung von der Stobrawa (km 188,8) sind mit Pappelmonokulturen (13) bepflanzt. Weichholzauenwälder (01) kommen an mehreren Stellen vor, meistens aber nur in Fragmenten. Eine Ausnahme bilden die Bestände im Rückstaubereich der Staustufe Brzeg Dolny, wo sich die Assoziation Salici-Populetum (01) spontan auf feinkörnigen Flussablagerungen regeneriert. Der gesamte Abschnitt beherbergt im Vorland zahlreiche artenreiche Nass- und Feuchtwiesen (09) des Cnidion-Verbandes mit Brenndolde und Glanz-Wiesenraute. Molinion-Wiesen (09) kommen flächendeckend am südöstlichen Rand der Stadt Wroc³aw vor. Röhrichte (07) finden sich häufig an den Standorten der reliktären Altwasser sowie im Litoral von wasserführenden Altwassern und Altarmen. In einigen Altwassern wächst die Wassernuss. Die Wasserfeder ist weit verbreitet. Fot. 11: P. Obrdlik
Oder - rozlewiska po powodzi, Gostchorze, wrzesieñ 1997

In der Oder ist die Fischmigration bis zur Staustufe Brzeg Dolny möglich. Stromabwärts kommen Zährte und Quappe vor. Unterstrom von der Nysa K³odzka-Mündung (km 181,3) taucht der Wels sowie in kleinen Zahlen Nase und Barbe auf. Diese beiden Arten kommen auch im Bereich der O³awa-Mündung (km 250,4) und bei Wroc³aw vor. Eine stärkere Population des Welses lebt unterstrom der Staustufe Brzeg Dolny bis zur Kaczawa-Mündung (km 315,9). Ab hier liegt auch eine durchgehende Barben-Besiedlung vor. Der Schlammpeitzger ist vor allem in Altwassern stromaufwärts von Wroc³aw verbreitet.

Der beschriebene Abschnitt beherbergt eine der größten polnischen Populationen des Mittelspechts. Hier brüten beide Milanarten, besonders häufig der Schwarzmilan. Auf den feuchten Wiesen nisten alle drei erfassten Wiesenbrüter - Rotschenkel, Bekassine und Uferschnepfe. Uferschwalbe und Eisvogel brüten an den natürlichen Standorten entlang des gesamten Abschnitts. Es gibt vier Nestkolonien des Graureihers. Die Rohrdommel nutzt die sekundären Biotope in den Röhrichten im Rückstaubereich der Staustufe Brzeg Dolny.

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