8. Bewertung des Ist-Zustandes

Die Bewertung der Oderauen-Regionen aus landschaftsökologischer und naturschutzfachlicher Sicht erfolgt nach den in Kap. 6 beschriebenen Methoden. Die erzielte Bewertung ist in Tab. 2. zusammengefasst

8.1 Moravská brána

Der Flächenanteil der rezenten Aue ist als sehr hoch zu bewerten, er ist der höchste aller 11 bewerteten Gebiete, trotz der o.a. Einschränkung durch die wahrscheinlich zu großzügige Abgrenzung der Aue. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen in der rezenten Aue ist sehr hoch, der Anteil der Waldflächen ist als hoch zu bezeichnen. Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist gut, mit Einschränkungen bei der Durchgängigkeit des Flusses für Fische. Es gibt eine funktionierende Verbindung zwischen dem Fluss und den Altgewässern aller Entwicklungsstufen. Die Verbreitung der untersuchten Bioindikatoren deutet nicht auf wesentliche Beeinträchtigungen der natürlichen Flussdynamik hin und entspricht dem Vorkommen der für den Oberlauf der Oder typischen Biotoptypen.

In der Altaue ist der Anteil der ausgewählten Biotoptypen niedrig, der Anteil der Wälder (mehr als 60% der ausgewählten Biotope) ist aber als hoch zu bewerten. Der ökologische Zustand der Altaue kann damit als befriedigend eingeschätzt werden.

Trotz der Beeinträchtigungen in der Durchgängigkeit kann der ökologische Zustand des gesamten natürlichen Überflutungsraums in der geomorphologischen Einheit Moravská brána als befriedigend bis gut bezeichnet werden.

8.2 Ostravská pánev

Der Flächenanteil der rezenten Aue ist als niedrig zu bewerten. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen und deren Waldflächen in der rezenten Aue wie in der Altaue ist insgesamt sehr niedrig. Die Verjüngungsflächen von Schwarzpappel und Silberweide erwecken einen trügerischen Eindruck von Flussdynamik. Sie kommen auf Kiesbänken vor, die erst durch die extreme Sommerflut 1997 entstanden sind. Das Potential für eine richtige flussmorphologische Dynamik jedoch gänzlich fehlt im stark ausgebauten städtischen Abschnitt von Ostrava. Der ökologische Zustand im Stadtbereich von Ostrava ist daher nur als schlecht einzustufen.

Die Qualität des tschechisch-polnischen Flussabschnitts flussabwärts von Ostrava ist demgegenüber deutlich besser, da noch eine naturnahe Mäanderstrecke mit wieder aktiven flussmorphologischen Prozessen vorhanden ist. Der ökologische Zustand dieses (Unter-) Abschnitts kann daher bei gesonderter Betrachtung als befriedigend bewertet werden. Fot. 13: G. Rast
Oder - Mäanderdurchbruch nördl. Bohumín, September 1997

Der ökologische Zustand des gesamten natürlichen Überflutungsraums in der geomorphologischen Einheit Ostravská pánev kann als schlecht bis teilweise befriedigend bezeichnet werden.

8.3 Kotlina Raciborska

Der Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist hoch. Der Anteil der ausgewählten Biotoptypen und Wälder in der rezenten Aue wie in der Altaue ist sehr niedrig. Da die Kartierung von Pflanzen- und Vogelindikatoren in diesem Gebiet als unzureichend betrachtet wird, können diese Bioindikatoren nicht zur Bewertung des ökologischen Zustandes verwendet werden. Die Fischbioindikatoren zeigen jedoch gut strukturierte oberirdische Gewässer an, obwohl die Durchgängigkeit des Flusses nicht über die ganze Strecke gewährleistet ist. Selbst mit der Einschränkung, dass eine vollständige Bioindikatorkartierung positive Befunde erbringen würde und dass die Durchgängigkeit des Flusses lokal erhalten bleibt, muss der ökologische Zustand der rezenten Aue wie auch der Altaue dieses Gebietes insgesamt als schlecht bezeichnet werden.

Der natürliche Überflutungsraum dieser Region zusammen mit dem Unterabschnitt Krapkowice - Ma³a Panew-Mündung gehört zu den beiden am schlechtesten bewerteten Gebieten im Odertal.

8.4 Pradolina Wroclawska

Die Mesoregion wurde aus den in Kap. 7.4 genannten Gründen in zwei Abschnitte unterteilt.

8.4.1 Krapkowice bis Ma³a Panew-Mündung

Trotz eines hohen Anteils der rezenten Aue an der gesamten Fläche des natürlichen Überflutungsraums gehört das überflutete Gebiet zu den am stärksten beeinträchtigten im gesamten Odertal. Die Anteile der ausgewählten Biotoptypen und Wälder in der rezenten Aue wie in der Altaue sind als sehr niedrig einzustufen. Bioindikatoren sind nur sporadisch vertreten, viele Altgewässer sind vernichtet. Die Durchgängigkeit des Flusses für Fische ist massiv beeinträchtigt.

Die rezente Aue wie auch die Altaue befinden sich in einem schlechten Zustand.

Zusammen mit der vorherigen Mesoregion ist der natürliche Überflutungsraum der Oder auf einer Länge von ca. 130 Flusskilometern sehr stark geschädigt.

8.4.2 Ma³a Panew-Mündung bis Kaczawa-Mündung

Der Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist niedrig. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen ist in der rezenten Aue hoch, der Anteil der Wälder ist aber sehr niedrig. In der Altaue ist der Anteil der ausgewählten Biotoptypen und der Wälder als sehr niedrig einzustufen. Südöstlich von Wroc³aw liegen die wichtigsten Flächen der ausgewählten Biotoptypen und die größten Wälder konzentriert in wenigen flussnahen Poldern der Altaue. Das abundante Vorkommen von Indikatoren dokumentiert eine zumindest teilweise funktionierende Verbindung zwischen Fluss und Aue. Dieser bereichsweise gute Zustand wird jedoch durch die größtenteils fehlende Durchgängigkeit des Flusses für Fische und durch die Gefahr des Trockenfallens der Auenwälder unterstrom der Staustufe Brzeg Dolny wiederum eingeschränkt.

Insgesamt kann der ökologische Zustand der rezenten Aue und der Altaue dieses Oderabschnitts mit befriedigend bewertet werden.

8.5 Obni¿enie ¦cinawskie

DDer Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist niedrig. Die Verbreitung der ausgewählten Biotoptypen und der Wälder in der rezenten Aue ist sehr ausgewogen. Ihr Flächenanteil ist hoch. In der Altaue sind die Flächenanteile der ausgewählten Biotoptypen und Wälder dagegen sehr niedrig. Das Vorkommen von Bioindikatoren indiziert eine funktionierende Verbindung zwischen dem Fluss und den Auen, gewährleistet ist auch die Durchgängigkeit für Fische.

Der ökologische Zustand der rezenten Aue kann mit gut, derjenige der Altaue mit befriedigend bewertet werden.

Der ökologische Zustand des gesamten natürlichen Überflutungsraumes des Oderabschnittes in der Region Obni¿enie Œcinawskie kann insgesamt als befriedigend bis gut bezeichnet werden.

8.6 Pradolina G³ogowska

Die Verhältnisse in der rezenten Aue sind sehr ähnlich denen in der flussaufwärts anschließenden Region. Der Flächenanteil der rezenten Aue ist niedrig, derjenige der ausgewählten Biotoptypen und Wälder ist in der rezenten Aue hoch, in der Altaue sehr niedrig (prozentual noch weniger als im oberstromigen Abschnitt). Es kommen alle Bioindikatorarten vor, die eine funktionierende Verbindung zwischen dem Fluss und seiner Aue indizieren. Der Abschnitt ist für Fische durchgängig.

Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist mit gut, in der Altaue mit befriedigend zu bewerten.

8.7 Kotlina Kargowska

Der Flächenanteil der rezenten Aue ist niedrig. Ähnlich wie in den zwei oberstromigen Abschnitten sind die Flächenanteile der ausgewählten Biotoptypen und Wälder in der rezenten Aue hoch. Mit einem Waldflächenanteil von 31% gehört dieser rezente Auenabschnitt zusammen mit den rezenten Auen in den Regionen Moravská brána und Obni¿enie Œcinawskie zu den am stärksten bewaldeten Gebieten. In der Altaue ist der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen und Wälder wiederum sehr niedrig. Auch bei den Bioindikatorarten liegen dieselben Verhältnisse vor wie in den beiden stromaufwärts anschließenden Abschnitten.

Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist daher erneut mit gut, in der Altaue mit befriedigend zu bewerten.

8.8 Dolina ¦rodkowej Odry

Der Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist niedrig. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen in der rezenten Aue ist hoch, der Anteil der Wälder ist niedrig. In der Altaue sind die Flächenanteile der ausgewählten Biotoptypen und Wälder niedrig. Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Abschnitten stromaufwärts und stromabwärts der Lausitzer Neiße-Mündung. Beide Flächenanteile können im oberstromigen Teil des Abschnitts, zwischen Cigacice und Lausitzer Neiße-Mündung, als hoch (wobei die Wälder fast 80% der ausgewählten Biotopflächen abdecken), im unterstromigen Teil als sehr niedrig eingestuft werden. Vor allem im oberstromigen Teil kommen auch Pflanzen, Fische und Vögel vor, die eine funktionierende Verbindung zwischen Fluss und Aue indizieren. Die Durchgängigkeit für Fische ist im gesamten Abschnitt gewährleistet.

Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist noch mit gut zu bewerten. Hinsichtlich der Altaue ist es sinnvoll den Abschnitt aufzuteilen. Die Altaue stromaufwärts der Lausitzer Neiße-Mündung ist in einem guten ökologischen Zustand, stromabwärts ist dieser mit schlecht zu bewerten.

8.9 Lubuski Prze³om Odry

Der Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist niedrig. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen in der rezenten Aue ist hoch, der Anteil der Wälder ist niedrig. In der Altaue ist der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen und Wälder sehr niedrig. Im Vergleich zu anderen Regionen gehört dieser Abschnitt der Altaue aus Sicht der Biotoptypen zu den am stärksten geschädigten. In der schmalen rezenten Aue sind zahlreiche Altgewässer erhalten, was sich auch bei den Bioindikatoren für Fische widerspiegelt. Der Abschnitt ist für Fische durchgängig. Die Bewertung fällt somit sehr unterschiedlich aus.

Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist noch mit gut, die Altaue ist mit schlecht zu bewerten.

Insgesamt kann der ökologische Zustand des natürlichen Überflutungsraumes des Abschnittes als befriedigend bezeichnet werden. Fot. 14: DEDAL Foto Poznañ
Oder - bei Cigacice, Juli 1996

8.10 Kotlina Freienwalde

Der Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist niedrig, mit 11% der niedrigste von allen Regionen. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen in der rezenten Aue ist hoch, der Anteil der Wälder ist sehr niedrig. In der Altaue ist der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen und Wälder sehr niedrig. Dieser Abschnitt gehört zusammen mit der Altaue des oberstromigen Abschnitts zu den am stärksten geschädigten. Das Vorkommen von Bioindikatoren in der rezenten Aue, vor allem von Fischen, indiziert eine funktionierende Verbindung. Erneut treten große Unterschiede in der Bewertung der rezenten Aue und Altaue auf.

Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist noch mit gut, in der Altaue mit schlecht zu bewerten.

Insgesamt kann der ökologische Zustand des natürlichen Überflutungsraumes des Abschnittes als befriedigend bezeichnet werden.

8.11 Dolina Dolnej Odry

Der Flächenanteil der rezenten Aue am natürlichen Überflutungsraum ist sehr hoch, es ist der zweithöchste im gesamten Odertal nach der geomorphologischen Einheit Moravská brána. Der Anteil der ausgewählten Biotoptypen in der rezenten Aue ist hoch, der Anteil der Wälder ist niedrig. Der Flächenanteil der ausgewählten Biotoptypen in der Altaue ist zwar niedrig, aber immerhin zeigt ein Flächenanteil von 34% im Vergleich zu den anderen Regionen, dass die Altaue deutlich weniger beeinträchtigt ist. Der Anteil von Wäldern in der Altaue ist sehr niedrig. Das Vorkommen von vielen Bioindikatorarten indiziert eine funktionierende Verbindung zwischen dem Fluss und der Aue. Fot. 15: DEDAL Foto Poznañ
Oder - Flut bei Cigacice, Juli 1997

Der ökologische Zustand der rezenten Aue ist mit gut, in der Altaue mit befriedigend zu bewerten.

Insgesamt kann der ökologische Zustand des natürlichen Überflutungsraumes des Abschnittes als befriedigend bis gut bezeichnet werden.

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